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Mein Sohn wäre drei Jahre alt

Heilt Zeit alle Wunden?

Drei Jahre sind vergangen, seit Julien sein Zuhause bei den Sternen gefunden hat. Die Liebe zu ihm ist geblieben, ebenso die Sehnsucht nach ihm. Die Trauer hat sich im Laufe der Zeit verändert. Sie umhüllt mich nicht mehr so erdrückend wie im ersten Jahr, aber sie ist noch immer präsent und das ist auch in Ordnung. Die Trauer gehört zu mir und meinem heutigen Leben, genauso wie die gelegentlichen Tränen des Vermissens. Die Zeit vermag nicht alle Wunden zu heilen. Das muss sie auch nicht. Die Zeit und Juliens Geschwister haben dazu beigetragen, dass mein Herz auch wieder leichter sein darf. Ich kenne heute das Leben in all seinen Farben, in den dunkelsten und in den strahlendsten. Heute bin ich vieles - glücklich, traurig, dankbar - manchmal ist ein Gefühl präsenter, manchmal empfinde ich sie auch alle gleichzeitig. 

Wie viele Kinder hast du?

Die Frage "Wie viele Kinder hast du?" ist für mich immer noch unangenehm. Obwohl sie für viele Menschen einfach zu beantworten ist, löst sie bei mir gemischte Gefühle aus. Ich bin die stolze Mutter von drei wunderschönen Kindern. Jedes von ihnen wurde mit grosser Vorfreude erwartet. Ich habe sie alle in meinen Armen gehalten und ich wünschte mir, ich dürfte jedes von ihnen durch sein Leben begleiten. 

Bei neuen Bekanntschaften oder Personen, die mir nicht nahestehen beantworte ich die Frage oft ausweichend. Ich sage dann, dass ich drei Kinder habe. Werde ich nach dem Alter gefragt, nenne ich die Jahrgänge meiner Kinder. Diese Antwort erlaubt es mir, jedem meiner Kinder seinen Platz zu geben, ohne mich in diesem Moment erklären zu müssen. Und in den meisten Fällen reicht die Antwort auch, um zum nächsten Thema überzugehen.

Julien ist ein fester Bestandteil unserer Familie

Die Liebe zu Sohn Julien ist bedingungslos und endete nicht mit seinem Tod. Aber ich habe aufgehört darauf zu warten, dass er zur Tür hinein kommt. Trotzdem ist er zwischenzeitlich bei uns zu Hause eingezogen. Er ist überall da, wo wir sind und hat seinen festen Platz in unserer Familie. Mit seinen beiden Geschwistern sprechen wir über ihn und fragen uns, was er wohl mit seinen Freunden bei den Sternen so alles erlebt. Er zaubert uns die schönsten Regenbogen am Himmel oder schickt uns Schmetterlinge vorbei. In unserem Zuhause haben wir Bilder von Julien, genau so, wie von seinen lebenden Geschwistern. Jedes unserer Kinder hat seinen eigenen Platz, sie alle sind Unikate und Keines kann oder soll ein Anderes ersetzen.  

Er lebt in unseren Herzen

Julien ist gestorben, aber es ist für mich wichtig, dass er in unserer Familie seinen Platz hat. 

Bei seiner Beerdigung haben wir uns gemeinsam mit seinen Grosseltern, Tanten und Onkeln von den Erlebnissen erzählt, auf die wir uns mit Julien gefreut hatten. Besonders schön war die Geschichte von Juliens Götti. Als stolzer Besitzer eines Oldtimers nahm er uns mit auf ihren gemeinsamen Ausflug. Noch heute sehe ich die beiden vor mir, wie sie mit strahlenden Gesichtern in ihrem dunkelroten Chevrolet davon fahren und mir zum Abschied winken. Geschichten wie diese, Juliens Namen zu hören und zu hören, dass an ihn gedacht wird, sind für mich von unschätzbarem Wert. Sie geben Julien einen Platz unter den Lebenden und zeigen, dass er einen festen Platz in unseren Herzen hat.

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